HERBST

Antonio Vivaldi

Herbst von Antonio Vivaldi

 

Herbst von Antonio Vivaldi

Antonio Vivaldis Herbst (Autunno) aus seinem berühmten Zyklus Le Quattro Stagioni (Die Vier Jahreszeiten) ist ein faszinierendes musikalisches Werk, das die Schönheit und Dynamik der Herbstsaison in drei Sätzen darstellt. Jeder Satz erzählt eine eigene Geschichte, inspiriert von der herbstlichen Natur, den Festlichkeiten und der Jagd. Um Herbst besser zu verstehen, ist es hilfreich, sowohl auf die musikalischen Elemente als auch auf die begleitende Dichtung zu schauen, die Vivaldi für jede Jahreszeit geschrieben hat. Diese Sonette helfen, die Szenen und Emotionen, die in der Musik dargestellt werden, zu verdeutlichen.

Hintergrund zu Le Quattro Stagioni

Le Quattro Stagioni ist eine Sammlung von vier Violinkonzerten, die Vivaldi um 1723 komponierte und die den vier Jahreszeiten gewidmet sind: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Jeder dieser vier Konzerte hat drei Sätze, die bestimmte Szenen oder Stimmungen in der jeweiligen Jahreszeit musikalisch schildern. Es handelt sich dabei um eine frühe Form der Programmmusik, in der Vivaldi versuchte, Geschichten und Bilder durch Musik zu malen.

Concerto Nr. 3 in F-Dur, RV 293: Herbst

Das Herbst-Konzert hat, wie alle anderen Konzerte in Die Vier Jahreszeiten, drei Sätze, die Vivaldi mit einer kurzen begleitenden Dichtung versehen hat. Die Sätze können als musikalische Erzählungen betrachtet werden, die das Geschehen während der herbstlichen Festlichkeiten und der Jagd darstellen.

1. Satz: Allegro – Die Freuden des Herbstes

Der erste Satz fängt das Gefühl der Freude und des Feierns nach der erfolgreichen Ernte ein. Er spiegelt die Ausgelassenheit wider, wenn die Dorfbewohner ihre Ernte abschließen und das Ergebnis ihrer harten Arbeit feiern.

Beschreibung des Sonetts (1. Satz):

„Die Bauern tanzen und feiern die Ernte. Sie trinken reichlich Wein und werden schließlich betrunken und sinken in einen tiefen Schlaf.“

  • Musikalische Analyse: Das fröhliche und schnelle Tempo im ersten Satz repräsentiert die Freude und das Fest. Die Violinen spielen lebhaft und energisch, und die rhythmischen Muster vermitteln das Gefühl von Tanz und Bewegung. Es gibt Momente, in denen die Musik absichtlich „taumelt“, um das Gefühl von Trunkenheit zu verdeutlichen. Vivaldi verwendet hier eine Technik, bei der er Melodien und Harmonien leicht verschiebt, um den Eindruck zu erwecken, dass die Dorfbewohner betrunken sind. Der Satz endet mit sanfteren Passagen, die das Einschlafen der betrunkenen Bauern andeuten.

 

2. Satz: Adagio molto – Der tiefe Schlaf der Betrunkenen

Der zweite Satz kontrastiert stark mit dem ersten und ist wesentlich ruhiger. Er stellt die schlafenden Dorfbewohner dar, die sich nach den exzessiven Festivitäten des ersten Satzes ausruhen.

Beschreibung des Sonetts (2. Satz):

„Der milde Herbstwind streichelt alle und die schlafenden Betrunkenen genießen die Stille der Nacht.“

  • Musikalische Analyse: Dieser Satz ist sanft und getragen, mit langsamen, beruhigenden Melodien in der Solo-Violine, die die friedliche Atmosphäre der Nacht nach dem Fest wiedergeben. Die langen Notenwerte und die gleichmäßige Begleitung der Streicher erinnern an die Stille und den tiefen Schlaf. Die Musik vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit, das typisch für die friedliche Nachtruhe nach einem ausgelassenen Tag ist.

 

3. Satz: Allegro – Die Jagd

Der dritte Satz bringt die Energie zurück, aber in einer ganz anderen Weise als der erste. Er beschreibt eine herbstliche Jagdszene, die typischerweise im Herbst stattfand. Die Jagd wurde im Barockzeitalter als spannendes und prestigeträchtiges Ereignis betrachtet.

Beschreibung des Sonetts (3. Satz):

„Die Jagd beginnt bei Morgengrauen. Die Jäger und Hunde galoppieren über die Felder, die Hörner erschallen, und die Tiere versuchen verzweifelt, zu entkommen. Am Ende wird das Tier von den Jägern eingeholt.“

  • Musikalische Analyse: Dieser Satz ist voller Dynamik und Spannung. Die Violinen imitieren das Aufbrechen der Jäger zu Pferd und das Bellen der Hunde. Durch schnelle Läufe und wiederholte Figuren stellt Vivaldi das galoppierende Tempo der Jagd dar, während die tiefen Streicher das Dröhnen der Pferdehufe nachahmen. Die rasante Bewegung der Musik, die plötzlichen Dynamikwechsel und das ständige Vorwärtsstreben symbolisieren die Jagd und das gehetzte Wild. Am Ende schließt die Musik abrupt, was den Moment darstellt, in dem das Tier erlegt wird.

 

Verbindung von Musik und Natur

Vivaldis Herbst ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie der Komponist die Natur durch Musik darstellen kann. Jeder Satz hat klare, programmatische Elemente, die durch die beschreibenden Sonette unterstützt werden. Das fröhliche Erntefest, der ruhige Schlaf und die wilde Jagd – all diese Szenen werden in Herbst lebendig gemacht.

Interpretation

Die Art und Weise, wie Vivaldi musikalische Elemente verwendet, um Naturerscheinungen und menschliche Aktivitäten darzustellen, ist typisch für die Barockzeit, in der Komponisten oft symbolische Mittel einsetzten, um Emotionen und Bilder auszudrücken. Vivaldi nutzt hierfür typische Techniken wie die Imitation natürlicher Klänge (z. B. galoppierende Pferde), kontrastierende Tempi, um verschiedene Stimmungen darzustellen, und rhythmische Muster, die spezifische Aktionen wie Tanz oder Jagd suggerieren.

Vivaldis Herbst aus Die Vier Jahreszeiten ist ein Meisterwerk, das die Jahreszeit auf brillante Weise musikalisch einfängt. Mit festlichen, ruhigen und spannungsgeladenen Momenten bringt er die Erntefreude, die Ruhe nach dem Fest und die Dynamik einer Jagd auf faszinierende Weise zum Ausdruck. Es ist ein Werk voller Lebendigkeit und Naturbeobachtung, das bis heute Zuhörer auf der ganzen Welt begeistert.

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