Die Mensur einer Gitarre

Die Mensur ist ein zentrales Merkmal jeder Gitarre und beeinflusst sowohl den Klang als auch das Spielgefühl in erheblichem Maße. Sie beschreibt den Abstand zwischen dem Sattel am oberen Ende des Halses und dem Steg, an dem die Saiten am Korpus befestigt sind. Auch wenn dieser Abstand auf den ersten Blick ein rein technisches Detail zu sein scheint, hat er doch weitreichende Konsequenzen für Ton, Spannung, Spieltechnik und letztlich für das musikalische Ergebnis.

Die Mensur einer Gitarre: Die Mensur einer Gitarre bezeichnet den Abstand zwischen dem Sattel, dem Element am oberen Ende des Griffbretts, und dem Steg, der am unteren Ende des Instruments angebracht ist.

 

 

Doch was bedeutet „Mensur” konkret?

Unter der Mensur versteht man die schwingende Länge einer Gitarrensaite, gemessen zwischen Sattel und Steg. Diese Länge beeinflusst direkt die Spannung der Saiten und infolgedessen den erzeugten Ton. Eine längere Mensur bedeutet, dass die Saiten unter höherer Spannung stehen müssen, um denselben Ton zu erzeugen wie bei einer kürzeren Mensur. Umgekehrt ergibt sich bei einer kürzeren Mensur eine geringere Spannung. Dies hat Auswirkungen auf den Klangcharakter der Gitarre sowie auf die erforderliche Fingerkraft zum Greifen der Bünde.

Gleichzeitig beeinflusst die Mensur den Abstand der Bünde zueinander. Auf einer Gitarre mit längerer Mensur liegen die Bünde weiter auseinander. Das kann für Menschen mit kleineren Händen eine Herausforderung darstellen. Bei kürzeren Mensuren hingegen sind die Bünde näher beieinander, was insbesondere Anfängerinnen und Anfängern das Greifen von Akkorden erleichtert. Deswegen ist es hilfreich, sich mit der Mensur intensiv auseinanderzusetzen, bevor man sich für ein bestimmtes Gitarrenmodell entscheidet.

Der Klang in Abhängigkeit von der Mensur

Der Einfluss der Mensur auf den Klang einer Gitarre ist deutlich wahrnehmbar. Eine lange Mensur führt dazu, dass die Saiten unter höherer Spannung stehen. Diese hohe Spannung erzeugt einen klaren, straffen und brillanten Klang. Die Töne wirken präziser und transparenter. Gerade bei hohen Frequenzen bringt eine lange Mensur Vorteile, da sie eine bessere Tontrennung und Artikulation ermöglicht. Dieser Klangcharakter kommt besonders in Stilrichtungen wie Funk, Country oder modernen Jazz-Genres gut zur Geltung.

Kürzere Mensuren erzeugen aufgrund der geringeren Saitenspannung hingegen einen weicheren, wärmeren und oftmals etwas voluminöseren Klang. Der Ton wird runder und erhält mehr Tiefe. Dieser Klang kann für Balladen, Blues oder Singer-Songwriter-Musik vorteilhaft sein. Außerdem ermöglicht die geringere Spannung eine leichtere Bespielbarkeit, was besonders beim Bending oder Vibrato von Vorteil ist.

Spielkomfort und Technik

Abseits des Klangs hat die Mensur auch entscheidenden Einfluss auf die Spieltechnik und den Komfort beim Spielen. Bei einer längeren Mensur sind die Abstände zwischen den Bünden größer, sodass das Greifen weitere Spreizungen erfordert. Fortgeschrittene Spielerinnen und Spieler schätzen diesen Aspekt, da er differenzierte Griffe und eine saubere Intonation ermöglicht. Für Anfängerinnen und Anfänger können diese großen Abstände jedoch ungewohnt sein und zu schneller Ermüdung führen.

Kürzere Mensuren bieten kleinere Bundabstände, was insbesondere für Personen mit kleineren Händen von Vorteil ist. Auch schnelle Läufe und Akkordwechsel lassen sich leichter umsetzen. Eine Gitarre mit kürzerer Mensur kann den Einstieg für Gitarre spielende Kinder oder Personen mit weniger Handspannweite erheblich erleichtern. Auch in Kombination mit bestimmten Musikstilen kann dies zur bevorzugten Wahl werden.

Die Rolle der Saitenspannung

Ein weiterer wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit der Mensur ist die Saitenspannung. Sie wirkt sich auf das Spielgefühl und den Klang aus. Bei einer längeren Mensur ist die Spannung der Saiten höher. Das bedeutet, dass mehr Kraft aufgewendet werden muss, um die Saiten zu greifen oder zu biegen. Das kann für einige Spielerinnen und Spieler eine Hürde darstellen, führt jedoch zu einem direkteren Klangbild.

Wird die Mensur hingegen verkürzt, verringert sich die Spannung und das Spielgefühl wird weicher. Dies hat Auswirkungen auf Techniken wie Bending, Hammer-ons oder Pull-offs, die sich dann leichter umsetzen lassen. Dadurch werden auch lange Spielsessions angenehmer und weniger ermüdend. Die Wahl der richtigen Saitenstärke in Kombination mit der Mensur kann dabei helfen, das gewünschte Spielgefühl zu erreichen.

Akustische versus elektrische Gitarren

Die Auswirkungen der Mensur sind sowohl bei akustischen als auch bei elektrischen Gitarren spürbar, wenngleich sie sich im Detail unterscheiden können. Akustische Gitarren mit längerer Mensur profitieren von einem lauteren, klareren Ton, da die höhere Saitenspannung die Resonanz des Korpus besser ausnutzt. Bei einer kürzeren Mensur wird der Ton zwar weicher, aber auch weniger durchsetzungsfähig.

Bei E-Gitarren hängt die Wirkung der Mensur oft vom verwendeten Tonabnehmer ab. Gitarren mit Single-Coil-Pickups und längerer Mensur klingen hell und durchsetzungsstark, während Humbucker auf Gitarren mit kürzerer Mensur einen runden, warmen Ton erzeugen. Das Zusammenspiel von Mensur und Tonabnehmer beeinflusst daher maßgeblich den Klangcharakter elektrischer Gitarren.

Bekannte Mensurtypen und ihre Eigenschaften

Es gibt keine einheitliche Standardmensur, aber bestimmte Längen haben sich etabliert. Eine der bekanntesten Mensuren ist die von Fender mit 25,5 Zoll (ca. 65 cm). Diese längere Mensur erzeugt einen klaren, brillanten Ton und wird oft bei Stratocaster- und Telecaster-Modellen eingesetzt. Im Gegensatz dazu steht die 24,75-Zoll-Mensur von Gibson, die einen weicheren Ton mit weniger Spannung erzeugt und beispielsweise in der Les Paul zu finden ist.

Gitarren mit noch kürzerer Mensur wie die Fender Mustang oder Jaguar mit etwa 24 Zoll (ca. 61 cm) bieten eine leichtere Bespielbarkeit und einen eher mittigen Ton. Diese Modelle werden häufig in den Genres Punk, Indie und Alternativ-Rock eingesetzt, in denen ein druckvoller, kompakter Klang gefragt ist. Welche Mensur für Sie geeignet ist, hängt stark von Ihren musikalischen Vorlieben, Ihrer Handgröße und Ihrem bevorzugten Spielstil ab.

Der Einfluss der Spieltechnik

Abgesehen von den technischen Eigenschaften der Gitarre spielt natürlich auch Ihre Spielweise eine entscheidende Rolle. Techniken wie Vibrato, Slides, Bending oder schnelle Läufe profitieren von einer angepassten Mensur. Gitarristen, die expressive Spielweisen bevorzugen, achten besonders auf die Kombination aus Mensur und Saitenspannung, um ein ideales Gleichgewicht aus Kontrolle, Ausdruck und Komfort zu finden.

Auch das Genre hat Einfluss darauf, welche Mensur geeignet ist. In der Klassik oder im Fingerstyle wird oft eine längere Mensur bevorzugt, da sie mehr Klarheit und Artikulation ermöglicht. In bluesorientierten oder rockigen Kontexten hingegen ist eine kürzere Mensur mit weicheren Saiten oft angenehmer, da sie ein expressiveres Spiel ermöglicht.

Fazit: Die Mensur einer Gitarre

Die Mensur ist ein zentraler Bestandteil der Gitarrenkonstruktion und wirkt sich auf Klang, Spielkomfort und Ausdrucksfähigkeit gleichermaßen aus. Sie beeinflusst, wie sich ein Instrument anfühlt, wie es klingt und welche Techniken sich besonders gut umsetzen lassen. Ob Sie gerade erst beginnen oder bereits fortgeschritten spielen: Das Verständnis für die Bedeutung der Mensur hilft Ihnen dabei, ein Instrument zu wählen, das optimal zu Ihren Bedürfnissen passt. Die Entscheidung für eine kurze oder lange Mensur sollte deshalb bewusst getroffen werden und stets im Kontext Ihres individuellen Stiles, Ihrer Handgröße und Ihren klanglichen Vorstellungen stehen.