DES JAHRES LETZTE STUNDE

Neujahr 500

Des Jahres letzte Stunde

Des Jahres letzte Stunde
ertönt mit ernstem Schlag
trinkt, Brüder, in die Runde
und wünscht ihm Segen nach!
zu jenen grauen Jahren
entfliegt es, welche waren
es brachte Freud´ und Kummer viel
und führt´ uns näher an das Ziel

In stetem Wechsel kreiset
die flügelschnelle Zeit:
sie blühet, altert, greiset
und wird Vergessenheit.
Kaum stammeln dunkle Schriften
auf ihren morschen Grüften,
und Schönheit, Reichthum, Ehr‘ und Macht
sinkt mit der Zeit in öde Nacht.

Sind wir noch alle lebend,
wer heute vor dem Jahr,
in Liebesfülle strebend
mit Freunden fröhlich war?
Ach, mancher ist geschieden
und liegt und schläft in Frieden!
Klingt an und wünschet Ruh‘ hinab
in unsrer Freunde stilles Grab!

Wer weiss, wie mancher modert
ums Jahr, versenkt ins Grab!
Unangemeldet fordert
der Tod die Menschen ab.
Trotz lauem Frühlingswetter
wehn oft verwelkte Blätter.
Wer von uns nachbleibt, wünscht dem Freund
im stillen Grabe Ruh‘ und weint.

Der gute Mann nur schliesset
die Augen ruhig zu;
mit frohem Traum versüsset
ihm Gott des Grabes Ruh‘.
Er schlummert leichten Schlummer
nach dieses Lebens Kummer;
Dann weckt ihn Gott, von Glanz erhellt
zur Wonne seiner bessern Welt.

Auf, Brüder, frohen Mutes
auch wenn uns Trennung droht!
Wer gut ist, findet Gutes
im Leben und im Tod.
Dort sammeln wir uns wieder
und singen Wonnelieder.
Klingt an, und: Gut sein immerdar!
sei unser Wunsch zum neuen Jahr.

 

VOLKSLIEDER

 

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