DAS STEIGERLIED
Steigerlied
Und er
und er
1. Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezündt, schon angezündt.
2. Hat’s angezündt, ´s wirft seinen Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
und damit so fahren wir bei der Nacht
ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.
3. Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut‘ sein,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht
aus Felsgestein, aus Felsgestein.
4. Der eine gräbt das Silber, der andere gräbt das Gold.
Und dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht,
und dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht
dem sein sie hold, dem sein sie hold.
5. Ade, Ade! Herzliebste mein!
Und da drunten in dem tiefen, finstren Schacht bei der Nacht,
und da drunten in dem tiefen, finstren Schacht bei der Nacht,
da denk ich dein, da denk ich dein.
6. Und kehr‘ ich heim zur Liebsten mein,
dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht:
dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht:
Glück auf, Glück auf !!! Glück auf, Glück auf !
7. Wir Bergleut‘ sein, kreuzbrave Leut‘,
denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht,
denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht
und saufen Schnaps, und saufen Schnaps!
DAS STEIGERLIED
Das Steigerlied, auch bekannt als “Glück auf, der Steiger kommt” oder “Steigermarsch”, ist ein bedeutendes deutsches Bergmanns- und Volkslied mit einer reichen Geschichte und tiefen kulturellen Wurzeln.
Ursprung und frühe Geschichte: Die Ursprünge des Steigerliedes reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die frühesten Spuren des Liedes finden sich in der Ballade “Es solt ein meidlein früe auff stan”, die in der ersten gedruckten Sammlung von Bergreihen aus dem Jahr 1531 erschien. Einige Zeilen dieser Ballade weisen bereits starke Ähnlichkeiten mit dem späteren Steigerlied auf. Der erste konkrete Beleg für eine öffentliche Aufführung des Steigerliedes stammt aus dem Jahr 1678. Bei einer Festveranstaltung zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. in Schneeberg wurde das Lied von einem Bergchor vorgetragen. Dies deutet darauf hin, dass das Lied zu diesem Zeitpunkt bereits eine gewisse Bekanntheit erlangt hatte.
Textentwicklung und Varianten: Die früheste überlieferte Textfassung des Steigerliedes beginnt mit den Worten “Wache auff, wache auff, der Steyer kömmt”. Diese Version findet sich in einem um 1710 erschienenen “Berg-Lieder-Büchlein”. Im Laufe der Zeit erfuhr das Lied als Zunft- und Volkslied diverse Umdichtungen und Ergänzungen. Eine bedeutende Veränderung erfuhr das Lied im 19. Jahrhundert. Die bergmännische Grußformel “Glück auf” ist erstmals 1840 im Incipit des Liedes belegt. Diese Version setzte sich in der Folgezeit weitgehend durch und ist heute die bekannteste Form des Liedes.
Es ist wichtig zu betonen, dass es keine einheitliche, “richtige” Version des Steigerliedes gibt. Je nach Region existieren unterschiedliche Fassungen des Liedtextes. Die zwei Hauptvarianten sind die Freiberger Version, die im Erzgebirge und Ostdeutschland verbreitet ist, und die Clausthaler Variante, die unter anderem im Ruhrgebiet Verbreitung gefunden hat.
Thematik und Bedeutung: Das Steigerlied thematisiert die Hoffnung der Bergleute, nach der harten und gefährlichen Arbeit im Bergwerk wieder ans Tageslicht und zu ihren Familien zurückzukehren. Es spiegelt die Lebenswelt der Bergleute wider und zeugt von Schaffenskraft, Solidarität und Optimismus. Die Kernstrophen des Liedes umreißen die bergmännische Arbeit: Mit entzündetem Grubenlicht fahren die Bergleute ins Bergwerk ein und hauen aus hartem Gestein Silber und Gold. Auch die Zuneigung der Bergleute zu “schwarzbraunen Mägdelein” wird angesprochen, was die menschliche Seite des harten Bergmannslebens betont.
Verbreitung und kulturelle Bedeutung: Das Steigerlied fand schnell seinen Weg in alle Bergbauregionen Deutschlands. Es wird heute noch bei vielfältigen Anlässen gesungen, wie bei Bergparaden, Bergaufzügen sowie bei anderen Feiern. In einigen Regionen hat das Lied sogar einen hymnenartigen Status erlangt. So gilt es beispielsweise als die “heimliche Nationalhymne” des Saarlandes. Die Bedeutung des Steigerliedes geht weit über die Bergbauregionen hinaus. Es fand Eingang in viele Liederbücher der Jugendbewegung und war auch in der NS-Zeit populär. Nach 1945 erfreute sich das Lied etwa im gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Milieu großer Beliebtheit.
Anerkennung als immaterielles Kulturerbe: Die kulturelle Bedeutung des Steigerliedes wurde in jüngster Zeit offiziell anerkannt. Im Jahr 2019 stellte der Verein Ruhrkohle-Musik e.V. den Antrag, das Steigerlied in die Liste des immateriellen Kulturerbes von Deutschland aufzunehmen. Nach einigen Diskussionen um die “richtige” Version des Liedes wurde schließlich ein Kompromiss gefunden. Am 15. März 2023 beschloss die Kultusministerkonferenz, das “Singen des Steigerliedes” in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Diese Formulierung umgeht geschickt die Frage nach einer spezifischen Textversion und würdigt stattdessen die lebendige Tradition des Singens in all ihren regionalen Varianten.
Das Steigerlied ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit von Volksliedern. Von seinen Ursprüngen im 16. Jahrhundert bis zu seiner heutigen Anerkennung als immaterielles Kulturerbe hat es zahlreiche Veränderungen durchlaufen, ohne dabei seine Kernbotschaft und emotionale Kraft zu verlieren. Es bleibt ein lebendiges Zeugnis der deutschen Bergbautradition und ein beliebtes Lied, das weit über die Grenzen der Bergbauregionen hinaus geschätzt und gesungen wird.