Musikunterricht macht klug

Wer in jungen Jahren von seinen Eltern zu Gesangs- oder Klavierunterricht „gezwungen“ wurde, sollte ihnen dankbar sein. Selbst wenn die Unterrichtsstunden nicht so viel Freude bereitet haben, so hatten sie doch ein Gutes: Sie steigerten die Intelligenz. Musikunterricht macht klug. Das zeigen Studien des Psychologieprofessors E. Glenn Schellenberg.

So konnte er zum Beispiel in einer Untersuchung nachweisen, dass Sechsjährige, die ein Jahr Gesangs- oder Klavierunterricht hatten, im Intelligenztest deutlich bessere Werte erzielten als Gleichaltrige, die ein Jahr keinerlei Musikunterricht bekommen hatten.

Schellenberg weiß noch nicht, warum Musikstunden die Intelligenz steigern können, aber er hat verschiedene Theorien dazu: möglicherweise stärken die strukturierenden Elemente des Musikunterrichts – zum Beispiel das Notenlernen – die kognitiven Fähigkeiten. Möglicherweise sind aber die Kinder, die sich mit Musik beschäftigen, schon von vornherein klüger als andere. Musik verbessert dann vorhandene Fähigkeiten.

Psychologie Heute 11/2006, Seite 8 bis 19

 

London – Musikstunden fördern die Gehirnentwicklung

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Erstmals haben Forscher nachgewiesen, dass eine musikalische Bildung unter anderem auch das Gedächtnis von Kindern verbessert. In der Studie verglichen die Psychologen der kanadischen McMaster-Universität zwölf Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren, von denen eine Hälfte klassischen Musikunterricht erhielt.

Erwartungsgemäß waren nach einem Jahr die musikalischen Fähigkeiten, etwa im Unterscheiden von Harmonien, Melodien und Rhythmen, der speziell unterrichteten Kinder besser ausgeprägt. Aber zusätzlich schnitten diese Kinder auch in Gedächtnistests besser ab als die Gleichaltrigen aus der anderen Gruppe, wie die Zeitschrift «Brain» berichtet.

Dieses bessere Gedächtnis wirke sich etwa auf das Lese- und Rechtschreibvermögen, das Vokabular oder die mathematischen Fähigkeiten aus. Musik sollte nach Ansicht der Forscher daher fester Bestandteil im Kindergarten und in der Grundschule sein.

(Quelle: «Brain», Online-Vorabveröffentlichung)

 

Musik macht klug

von Prof. Asmus J. Hintz, Direktor der YAMAHA Academy Of Music Hamburg, Hamburg, den 22. Juni 2000

Musik macht klug. Neurologen, Musikern und Musikpädagogen war schon lange klar. Nur öffentlich gesagt hat es so deutlich bisher kaum einer. Warum? Weil alles, was man öffentlich äussert, schliesslich fundiert sein muss. Als richtig fundiert gilt, was wissenschaftlich erforscht und dokumentiert worden ist, und das war bislang nicht der Fall.

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Deswegen die Zurückhaltung. Mittlerweile liegen wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse vor, die belegen, dass Kinder, die sich frühzeitig intensiv mit Musik beschäftigen, insbesondere mit dem Spielen eines Musikinstrumentes, eindeutig intelligenter sind als Kinder, die diese Chance nicht hatten.

 

Also: Musik macht klug !

In Berlin wurde im Rahmen einer Langzeitstudie an Grundschulen mit sogenannten musikbetonten Klassen über einen Zeitraum von sechs Jahren die Entwicklung der schulischen Leistungsfähigkeit der Schüler im Vergleich zu Grundschülern untersucht, die “normal beschult” wurden.

In den musikbetonten Schulen musste sich jeder Schüler verpflichten, neben dem im Lehrplan vorgesehenen Musikunterricht zusätzlich für die Dauer von sechs Jahren ein Musikinstrument zu erlernen. Die Studie wurde in Berlin-Wedding, einem Bezirk mit brisanter Sozialstruktur und hohem Anteil an ausländischen Mitbürgern, unter Leitung von Prof. Hans Günther Bastian (Universität Paderborn) durchgeführt.

Dass im Modellversuch überwiegend privilegierte Kinder teilgenommen und somit besonders günstige Bedingungen geherrscht hätten, ist aufgrund des hohen Anteils ausländischer Kinder und der Sozialstruktur des Bezirkes auszuschließen.

Die Schüler entstammten überwiegend Arbeiterfamilien. Die Ergebnisse sind eindeutig: Bereits nach vier Jahren wiesen die “musikbetonten Schüler” eine stark überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit gegenüber den “normal beschulten” auf. Sehr viel mehr Kinder als üblich – und vor allem im Gegensatz zu den Vergleichsklassen – konnten mit dauerhaftem Erfolg zum Gymnasium empfohlen werden. Deutlich bessere Fähigkeiten im logisch mathematischen Denken bei den “Musikbetonten”.

Die kognitive Leistungsfähigkeit war deutlich höher als die der “normal beschulten Kinder”. Das Sozialverhalten der “musikbetont unterrichteten Kinder” erwies sich trotz der schwierigen sozialen Lage im Bezirk, in den Schulen und den Familien deutlich harmonischer als in den musikbetonten Klassen.

Zusammenfassend stellt Bastian fest: Alle Kinder sind musikalisch. ie musikalische Förderung der Kinder sollte so früh wie möglich beginnen. Frühzeitige intensive Beschäftigung mit Musik kann umfassende Potentiale der Intelligenz fördern. Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Instrumentalspiel und der kognitiven Entwicklung, einem wichtigen Aspekt der Intelligenz.

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“Intensive Beschäftigung mit Musik und das aktive Musizieren fördern Persönlichkeitseigenschaften und Verhaltensweisen wie Ausdauer, Stetigkeit, Zuverlässigkeit, Konzentration, Auseinandereinlassen, Selbsterfahrung, kritische Distanz zum eigenen Spiel.” (Hans Günther Bastian: “Teilergebnisse eine ersten Zwischenbilanz zu einer Langzeitstudie an Berliner Grundschulen”).

 

Langzeitverbesserung des Vorstellungsvermögens bei Vorschulkindern

In den USA wurde erforscht, welche Wirkung Musikunterricht mit Vorschulkindern auf deren räumlich-zeitliches Vorstellungsvermögen hat. Räumlich-zeitliches Vorstellungsvermögen beinhaltet das Aufrechterhalten und die Transformation mentaler Bilder in Abwesenheit eines physikalischen Modells und wird für höhere Hirnfunktionen wie Schach, Mathematik und Technik benötigt.

Die Neurologen Leng und Shaw vermuteten, dass das Hören von Musik Einfluss auf diese spezielle Leistung des Gehirns ausübe. So zeigten Tests mit College-Studenten nach dem Hören einer Mozart-Sonate (KV 448), dass sie Aufgaben, die räumlich-zeitliches Vorstellungsvermögen erfordert, signifikant besser bewältigten als zuvor. Dieser Test belegte bereits einen Zusammenhang zwischen Musik und räumlich-zeitlichem Vorstellungsvermögen.