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18 Märchen online hören von Aschenputtel bis Tischlein deck dich

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5. Der Wolf und die sieben jungen Geislein

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12. Rapunzel

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Ursprung der Märchen in der Volkskultur

Märchen, so wie wir sie heute kennen, haben ihren Ursprung tief in der Volkskultur der Menschheit und sind in den meisten Kulturen zu finden. Es handelt sich dabei um Geschichten, die ursprünglich mündlich überliefert wurden und deren Wurzeln oft Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende zurückreichen. Die frühen Märchen waren in der Regel einfache Geschichten, die von der Gemeinschaft erzählt wurden und die kollektive Ängste, Hoffnungen und moralischen Werte widerspiegelten. Diese Geschichten dienten nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Weitergabe von Werten und Normen innerhalb der Gemeinschaft.

In Europa sind die bekanntesten Märchen oft mit Namen wie den Brüdern Grimm, Charles Perrault oder Hans Christian Andersen verbunden. Die Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm, sammelten im 19. Jahrhundert deutsche Volksmärchen und veröffentlichten ihre berühmte Märchensammlung, die das Genre stark prägte und die Basis für viele später populär gewordene Märchen wie „Schneewittchen“, „Aschenputtel“ und „Hänsel und Gretel“ bildete. Märchen hatten jedoch auch in Asien, Afrika und in den arabischen Ländern eine lange Tradition, wo Geschichten wie „Aladdin und die Wunderlampe“ oder „Alibaba und die 40 Räuber“ zur populären Erzähltradition gehörten.

Bedeutung und Funktion der Märchen im historischen Kontext

Historisch betrachtet hatten Märchen eine wichtige Funktion in der Gesellschaft. Sie dienten dazu, moralische Werte und Lektionen zu vermitteln und jungen Zuhörern wichtige Lebensweisheiten nahe zu bringen. Die Märchen erzählten von Mut, Aufopferung, Belohnung für gute Taten und Strafe für Fehlverhalten. Ein zentraler Aspekt vieler Märchen war die klare Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Dabei sollten die Zuhörer lernen, sich mit den Helden zu identifizieren und deren Tugenden nachzuahmen, während sie die negativen Charakterzüge der Bösewichte verurteilten.

Oft spiegelten Märchen jedoch auch die Ängste und Herausforderungen der damaligen Gesellschaft wider. So findet man in vielen Geschichten Motive wie Armut, Hungersnot und Gewalt, die alltägliche Sorgen der Menschen zu dieser Zeit widerspiegelten. Ein Beispiel dafür ist das Märchen „Hänsel und Gretel“, das in einer Zeit großer Hungersnot entstand und das Thema des Verlassenwerdens und der Not behandelt. Durch solche Geschichten konnten die Menschen nicht nur Ängste verarbeiten, sondern auch ein gewisses Maß an Trost finden, da das Gute in den Märchen häufig siegt und den Menschen Hoffnung gibt.

Symbolik und Psychologische Bedeutung

Märchen sind oft reich an Symbolik und haben eine tiefe psychologische Bedeutung. Carl Gustav Jung und Sigmund Freud haben beide die Bedeutung von Märchen für das menschliche Unterbewusstsein erforscht. Nach Jung spiegeln Märchen universelle Archetypen und kollektive Erfahrungen wider, die in der Tiefenpsychologie verankert sind. Die Reise des Helden, die Rolle der Hexe oder des Magiers und die Prüfung der Tugenden des Protagonisten sind Archetypen, die in vielen Kulturen und Mythen vorkommen.

Freud hingegen interpretierte Märchen als eine Art symbolische Darstellung innerer Konflikte und unterdrückter Wünsche. Märchenfiguren wie die böse Stiefmutter oder das verwunschene Tier könnten als Projektionen innerer Ängste und Konflikte gesehen werden. Die Verwendung von Symbolen wie der Dunkelheit des Waldes, dem verborgenen Schatz oder dem verzauberten Schloss gibt einen Einblick in die Ängste und Träume, die im menschlichen Unterbewusstsein verankert sind.

Adaption und Veränderung der Märchen im Lauf der Zeit

Die Bedeutung von Märchen hat sich im Laufe der Zeit verändert. Ursprünglich für ein erwachsenes Publikum bestimmt, wurden viele Märchen später für Kinder adaptiert und zensiert. So wurden einige der grausamen und düsteren Elemente herausgenommen, um sie kindgerechter zu gestalten. Die Gebrüder Grimm selbst passten ihre Märchen im Laufe der Zeit an, um sie familienfreundlicher zu machen. Während in den frühen Versionen oft Gewalt und Blut vorkamen, wurden diese Aspekte in späteren Fassungen abgeschwächt oder ganz entfernt.

Im 20. Jahrhundert fanden Märchen auch ihren Weg in die Film- und Medienwelt, besonders durch die Disney-Adaptionen, die Märchen wie „Schneewittchen“, „Dornröschen“ und „Cinderella“ in populäre Kulturikonen verwandelten. Diese Adaptionen legten jedoch den Fokus stärker auf Romantik und Glück und entfernten sich teilweise von den ursprünglichen Botschaften und Themen der Märchen. Dadurch wurden Märchen zwar zugänglicher und erfreuten sich weltweit großer Beliebtheit, jedoch gingen oft auch die tiefere Bedeutung und symbolische Schwere verloren.

Der Bildungswert und die moralische Aussagekraft von Märchen heute

Heute werden Märchen oft als wichtige Bildungswerkzeuge betrachtet, die Kindern helfen können, grundlegende moralische und soziale Werte zu verstehen. Geschichten wie „Der Froschkönig“, in dem Treue und Verlässlichkeit betont werden, oder „Rotkäppchen“, das vor den Gefahren der Naivität warnt, tragen dazu bei, Kinder auf eine Weise zu belehren, die durch den emotionalen und kreativen Zugang besonders einprägsam ist. Psychologen sind sich einig, dass Märchen Kindern helfen, ihre eigenen Ängste zu erkennen und zu bewältigen, indem sie sich mit den Protagonisten identifizieren und deren Hindernisse symbolisch durchleben.

Die moralische Aussagekraft von Märchen ist jedoch nicht unumstritten. In der modernen Gesellschaft stehen einige Märchen unter Kritik, da sie Rollenklischees und stereotype Darstellungen von Geschlechtern und sozialen Klassen enthalten. Viele moderne Adaptionen und Neuinterpretationen von Märchen versuchen daher, diese stereotypischen Darstellungen zu hinterfragen und die Märchen den heutigen sozialen und kulturellen Normen anzupassen.

Der Ursprung und die Bedeutung von Märchen ist tief in der menschlichen Geschichte und Psyche verwurzelt. Sie spiegeln die kollektiven Ängste, Hoffnungen und moralischen Werte der Gesellschaft wider und haben sich im Laufe der Zeit an die veränderten sozialen und kulturellen Bedingungen angepasst. Märchen bleiben ein faszinierendes und vielseitiges Thema, das auch heute noch Künstler und Musiker inspiriert und das Potenzial hat, auf symbolische Weise wichtige Wahrheiten und Lektionen über das Leben zu vermitteln.